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Bedeutet das, daß wir unsere Kinder 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ohne Windel lassen müssen?
Nein. Windelfrei bedeutet, daß wir dem Kind und uns die Möglichkeit geben, sich auch über seine Ausscheidungsbedürfnisse bewusst zu werden und entsprechend darauf zu reagieren. In der Regel werden die Kinder abgehalten, wenn sie signalisieren, dass sie "müssen". Am einfachsten funktioniert das, wenn man die Kinder ohne Windel lässt. Allerdings gibt es immer wieder Ereignisse und Zeiten, in denen dies schlecht möglich ist. Dort ist es durchaus berechtigt, auf eine Windel (idealerweise Stoffwindel) als Backup-System zurückzugreifen. Erfreulicherweise bleibt diese dann oft trocken und sauber.

Der Begriff "windelfrei" bedeutet also eher windelarm. Es soll und darf kein Zwang dahinterstehen, sondern die Freude an der ganzheitlichen Kommunikation mit dem Kind.

Die Signale, die ein Baby äußerst, sind sehr verschieden und abhängig vom Alter, Entwicklungsstand und natürlich von der jeweiligen Persönlichkeit des Kindes. Je kleiner die Kinder sind, desto subtiler die Signale. Quengeln und scheinbar unerklärliche Unruhezustände gehören ebenso dazu wie hektisches An- und Abdocken beim Stillen, Pupsen, Arme strecken, abwesender Blick und dergleichen mehr.

Wenn Sie sich selbst erlauben, ihr Baby zu beobachten, werden Sie sehr schnell feststellen, mit welchem Signal Ihr Baby Ihnen mitteilt "Ich muß mal". Dies kann sich durchaus auch im Laufe der Zeit ändern. Aber keine Sorge, Sie werden es herausfinden - genauso wie Sie herausfinden, was "Ich habe Hunger" bedeutet oder "Ich bin müde". Auch das signalisieren uns unsere Kinder, lange bevor sie sprechen können. Und jeder, der einen Hund hat, kann bestätigen, daß ein Lebewesen nicht sprechen können muß, um seine Bedürfnisse zu signalisieren. Ganz ehrlich - kämen Sie auf die Idee, Ihrem Hund eine Windel anzuziehen?

Nein. Man kann ein Kind nicht zwingen, auszuscheiden. Man kann ihm lediglich die Möglichkeit anbieten, sich zu entleeren. Durch Abhalten über einem geeigneten Gefäß (Toilette, Töpfchen, Schüsselchen).

Wenn ein Kind nicht muß, dann signalisiert es dies sehr deutlich (Durchbiegen, Durchstrecken, Meckern - das heißt dann eindeutig "NEIN").

Wenn wir ein Kind 24 Stunden am Tag in eine Windel stecken, über wir allerdings sehr wohl Zwang aus  - denn wir lassen dem Kind keine andere Wahl, als sein Geschäft in die Windel zu verrichten. Wer schon einmal bettlägerig war, weiß wie unangenehm es ist, eine Bettpfanne im Liegen zu benutzen. Kein Kind macht dies gerne und freiwillig, allerdings lernen die Kinder, unsere Erwartungen zu erfüllen. Wenn diese lauten "Benutze die Windel als Toilette" - dann machen sie das.

Bei Windelfrei ist die Sichtweise eine andere. Hier werden Windeln nicht als primäre Toilette verwendet, sondern lediglich als Sicherungssystem. Ziel ist es, dem Kind zu ermöglichen, sich nach seinem Bedürfnis ohne Windel zu erleichtern - ganz so, wie wir es auch gerne tun.

Nein. Denn es ist ja keineswegs so, daß Sie Ihr Kind permanent beobachten müssen. Sie stecken Ihrem Kind ja auch nicht alle 5 Minuten die Brust oder einen Löffel in den Mund, um herauszufinden, ob es gerade Hunger hat. Auch legen Sie es ebensowenig alle 10 Minuten ins Bett, um herauszufinden, ob es müde ist.

Stressig ist es eher, ein Kind im täglichen Wickelkampf dazu zu bringen, so lange stillzuhalten, bis der verschmierte Po zum 5. Mal wieder saubergewischt ist. Je älter das Kind, desto größer der Widerstand gegen die Windel oder das Wickeln.

Windelfrei ist die ursprünglichste, älteste, natürlichste und bewährteste Form der Säuglingspflege weltweit (Ausnahme westliche Industrienationen). Selbstverständlich sind sich Kinder jeden Alters ihrer Bedürfnisse bewusst. Ein Baby ist durchaus in der Lage, kurze Zeit zu warten, bis es eine Mahlzeit bekommt. Es verhungert nicht in der Zwischenzeit und trägt auch sonst keine Schäden davon - sofern man in einer angemessenen Zeit richtig auf seine Bedürfnisäußerung reagiert. Auch das Bedürfnis nach Ausscheidung wird vom Kind kommuniziert - und nach kürzester Zeit wissen die Kinder, wo ihre Ausscheidungen hingehören - ins Klo. Deshalb scheiden sie erst dann aus, wenn sie dorthin gebracht wurden. Vorausgesetzt, wir reagieren angemessen auf das Signal. Ein Baby kann natürlich noch keine Stunde einhalten - das ist auch gar nicht Sinn und Zweck der Sache. Aber selbstverständlich kann ein Baby seine Ausscheidungen kontrollieren und wahrnehmen. Wer anderes behauptet, ist schlichtweg nicht informiert genug (oder hat möglicherweise falsche Informationen, sponsored by Windelindustrie erhalten).